Dienstag, 13. Oktober 2009

Multi-Boot einrichten (I)


In diesem Blog wurde anfangs beschrieben, wie ein Dual-Boot-System eingerichtet wird. Dabei bleibt das ursprüngliche System (Windows) auf der Festplatte erhalten, der Computer startet jedoch vom neuen System aus (Ubuntu). Man kann jederzeit weitere Systeme installieren, z.B. zum Testen anderer Linux-Distributionen oder von Vorab-Versionen einer Aktualisierung der verwendeten Distribution. Wie beim Dual-Boot startet dann der Computer vom jeweils zuletzt installierten System aus, was problematisch sein kann, wenn die Testinstallation gelöscht oder geändert wird. Daher bedingt die Einrichtung eines Multi-Boot-Systems die nachträgliche Korrektur dieser Startparameter.

Im Artikel Dual-Boot einrichten wurde bereits beschrieben, wie die Festplatte mit zusätzlichen Partitionen für weitere Installationen eingerichtet wird. Die Partitionstabelle kann auch nachträglich geändert werden, um vorhandene Partitionen zu verkleinern und aus dem gewonnen Platz neue Partitionen zu erstellen. Dazu muss der Computer von einem externen Medium aus gestartet werden, z.B. von einem USB-Stick mit einem Ubuntu-Live-System.

Wie oben erwähnt, wird der Computer vom zuletzt installierten System gestartet. Nicht immer ist im Boot-Menü dieses Systems neben Windows auch die Ubuntu-Version des Dual-Boot-Systems aufgeführt. Richtig problematisch wird es aber, wenn das neue System gelöscht wird. Dann bleibt der Computer beim Startvorgang stecken, es wird kein Auswahlmenü mehr geladen. Daher ist es notwendig, den Startvorgang wieder auf die ursprüngliche Ubuntu-Partition zurecht zu biegen und die neu hinzugekommenen Systeme in das dortige Auswahlmenü aufzunehmen.

Beim Systemstart liest der Computer einen geschützten Bereich der Festplatte aus. Dieser Master Boot Record liegt der ausserhalb jeder Partition und enthält Informationen, die über den weiteren Verlauf des Boot-Vorgangs entscheiden. Die Installation eines neuen System nimmt also auch Einfluss auf den MBR. Das kann rückgängig gemacht werden.

Wichtig! Es sollte auf jeden Fall eine komplette Systemsicherung durchgeführt werden, bevor ein weiteres System installiert und MBR-Einträge korrigiert werden. Fehleingaben können zu einem unbrauchbaren System führen!

Sie können zwei Methoden anwenden, um den MBR wieder auf die ursprüngliche Ubuntu-Partition zeigen zu lassen: Kopieren und Einfügen des MBR und Neuaufbau mit der Grub-Konsole. Um sicher zu gehen, verwenden Sie einen Mix aus beiden Varianten.

1. Kopieren und Einfügen

Den ersten Teil müssen Sie erledigen, bevor das neue System installiert wird. Öffnen Sie das Terminal und verzweigen Sie zu dem Ort, an dem Sie die Kopie des MBR ablegen möchten. Vorteilhaft ist für den Fall der Fälle ein externes Speichermedium. Geben Sie dann folgende Befehlszeile in das Terminal ein:

sudo dd if=/dev/sda of=bootloader5.bak bs=446 count=1

Den Dateinamen bootloader5.bak können Sie beliebig ändern. In diesem Beispiel steht die Zahl im Dateinamen für die Partition, von der aus der MBR das System startet.

Nach der Installation des neuen Systems öffnen Sie dort wieder das Terminal und verzweigen in das Verzeichnis, in dem die Kopie des ursprünglichen MBR liegt. Dann geben Sie den folgenden Text ein, wobei der Dateiname wieder nur als Beispiel steht:

sudo dd if=bootloader-sda5.bak of=/dev/sda bs=446 count=1

Diesen zweiten Teil brauchen Sie nur dann durchzuführen, wenn die im Folgenden beschriebene Methode nicht funktioniert, z.B. weil das neue System keine Grub-Konsole kennt. Führen Sie den ersten Teil aber auf jeden Fall aus, damit Sie immer eine Sicherungskopie des MBR zur Verfügung haben.

2. Neuaufbau

Der korrekte Weg, die gewünschte Startpartition in den MBR einzutragen, führt über die Grub-Konsole. Dazu öffnen Sie das Terminal und geben folgenden Befehl ein:

sudo grub

Darauf hin meldet sich die Grub-Konsole im Terminal mit der Zeichenkette grub> . Die folgenden Anweisungen geben Sie nach dieser Zeichenkette ein. Beachten Sie dabei, dass in Grub Festplatten und deren Partitionen immer ab Null gezählt werden. Die Partition sda5 auf der (einzigen) Festplatte eines Netbooks trägt in Grub daher die Bezeichnung hd0,4. Wählen Sie nun die gewünschte Startpartition mit dem Befehl

root (hd0,4)

Die Nummer passen Sie dabei Ihren eigenen Vorgaben entsprechend an. Anschliessend schreiben Sie Ihre Wahl in den MBR:

setup (hd0)

Nun können Sie den Computer neu starten. Wenn Sie alles richtig gemacht haben, dann wird jetzt wieder die ursprüngliche Ubuntu-Partition für den Systemstart heran gezogen. Allerdings weiss dieses System noch nichts von der später installierten Distribution, so dass Sie diese noch manuell in die Konfigurationsdatei eintragen müssen. Mehr dazu im nächsten Artikel.

Hinweis: bitte beachten Sie, dass diese Anweisungen nicht für Grub2 gelten, welches ab Ubuntu 9.10 Verwendung findet. Mehr zu Grub und zur Beeinflussung des Startverhaltens finden Sie im Wiki von Ubuntuusers.

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