Sonntag, 1. November 2009

Ext4 installieren


Alle paar Jahre werden wir mit einem neuen Dateisystem für unsere Datenspeicher beglückt. Das derzeit aktuellste Standard-System in der Linux-Welt hört auf die Bezeichnung ext4 (fourth extended file system). Die Ziele einer neuen Version des Dateisystems sind schnell zusammengefasst: grösser, schneller, sicherer. Das macht sich unter Umständen für den Nutzer nicht sofort bemerkbar, aber grundsätzlich ist es empfehlenswert, aktuelle Dateisysteme zu verwenden.

Ubuntu 9.10 schlägt ext4 als Standardoption vor, wenn das System neu installiert wird. Bei einem Upgrade dagegen bleibt das Dateisystem unangetastet. Es lässt sich jedoch nachträglich installieren, so dass auch per Upgrade aktualisierte Ubuntu-Systeme in den Genuss des neuen Dateisystem-Formats kommen. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie zuvor Grub 2 installieren, denn die alte Bootloader-Version kommt mit Partitionen im Format ext4 nicht immer zurecht.

Auch hier gilt: machen Sie als erstes ein komplettes Festplatten-Backup; falls etwas schief geht, können Sie unter Umständen den Computer nicht mehr starten.

Das Umstellen des Dateisystems besteht aus zwei Schritten. Zuerst öffnen Sie den Ordner etc, den Sie auf der Hauptebene des Dateisystems finden. Darin finden Sie eine Datei fstab, die Sie mit Rootrechten im Texteditor öffnen. In dieser Datei sind alle Partitionen aufgelistet, die bem Systemstart aktiviert werden. Im Normalfall sind das zwei: die Partition, auf der das System liegt und eine Swap-Partition, die im Dateimanager unsichtbar bleibt. Suchen Sie nun den Eintrag für die Systempartition, erkennbar am Zeichen / in der Spalte mount point (Einhängepunkt). In der darauf folgenden Spalte type ändern Sie den vorhandenen Eintrag ext3 in ext4.



Speichern Sie die geänderte Datei. Da diese Datei immer nur beim Systemstart eingelesen wird, müssen Sie einen Neustart des Computers durchführen, bevor Sie mit der Anleitung weiter machen.

Nach dem erfolgten Neustart ist zwar der Treiber für ext4 geladen, aber die Datenstruktur auf der Festplatte ist noch nicht angepasst. Für diesen zweiten Schritt öffen Sie das Terminal und geben darin folgende Befehlszeile ein:

sudo tune2fs -O extents,uninit_bg,dir_index /dev/sda5

Vorsicht! Die oben stehende Befehlszeile enthält am Schluss eine Partitionsangabe sda5, die auf Ihrem System eine andere sein kann. Falls Sie die Partitionsnummer der Startpatition nicht auswendig wissen, sehen Sie in der Datei fstab nach oder öffnen Sie GParted. Es ist sehr wichtig, dass Sie hier den korrekten Wert eingeben!

Nach der Durchführung des Befehls erhalten Sie eine Nachricht, dass Sie abschliessend eine Strukturprüfung ausführen müssen. Das Dumme ist nur, dass Sie das nicht mit einer eingehängten Partition machen können. Und die Partition, von der aus das System gestartet wurde, lässt sich nicht aushängen.

Es gibt zwei Wege für diese letzte Etappe. Entweder starten Sie den Computer von einem externen Medium, z.B. von einem USB-Stick mit einem Ubuntu Live-System. Dort öffnen Sie GParted (im Menü Systemverwaltung), aktivieren dort die gerade geänderte Systempartition und wählen Überprüfen im Menü Partition aus. Der etwas härtere Weg ist, das System einfach neu zu starten. Ubuntu erkennt die Startpartition als fehlerhaft und leitet selbstständig eine Überprüfung ein. Sie werden mit einer Menge Fehlermeldungen konfrontiert und müssen an der ein oder anderen Stelle Tastatureingaben vornehmen, wie z.B. das Auswählen von Optionen, die Eingabe des Root-Passwortes und des Befehls fsck zum weiteren Ausführen der Prüfung und Reparatur.

Das alles ist keinesfalls ein Hinweis dafür, dass Sie bei der Eingabe des Terminal-Befehls etwas falsch gemacht haben. Es gehört zum zweiten Schritt dazu.

Jetzt läuft Ihr Dateisystem im neuen Format ext4. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings noch. Nur Dateien, die nach diesem Eingriff geschrieben werden, erfahren den vollen Performanzgewinn von ext4. Das heisst, mit jeder Systemaktualisierung wird das System ein wenig schneller. Das dies in kleinen Schritten passiert, ist der Zugewinn kaum zu bemerken. In der Summe der neu geschriebenen Daten innerhalb einiger Monate wird dies aber durchaus ins Gewicht fallen. Freuen Sie sich also über diese Investition in die Zukunft Ihres Dateisystems.

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